Energie & Sanierung

Alternative Wärmekonzepte: Wärmepumpe vs. Hybridlösungen – Heizen im Wandel

May 26, 20255 min read

In der Immobilienwirtschaft gibt es derzeit wohl kaum ein Thema, das so viel Bewegung erzeugt wie die Frage nach der künftigen Wärmeversorgung. Zwischen verschärften gesetzlichen Anforderungen, ambitionierten ESG-Zielen und wirtschaftlichem Druck entsteht eine Situation, die nach klaren, strategischen Entscheidungen verlangt. Doch gerade diese Entscheidungen fallen schwer, denn zu viele Optionen, Halbwahrheiten und technische Detailfragen verstellen oft den Blick auf das Wesentliche. 

Insbesondere Entscheiderinnen und Entscheider, die große Wohn- oder Gewerbeportfolios verantworten, stehen unter erheblichem Zugzwang: Einerseits muss der Betrieb ihrer Immobilien bezahlbar und gesetzeskonform bleiben, andererseits erwarten Eigentümer, Mieter und Investoren zunehmend Transparenz und Klimaschutz. Wer in dieser Gemengelage auf altbewährte Systeme setzt, riskiert nicht nur rechtliche Komplikationen, sondern auch erhebliche Wertverluste. Gleichzeitig ist nicht jede technische Lösung für jedes Gebäude geeignet – und schon gar nicht für jedes Budget. 

Dieser Beitrag beleuchtet zwei der aktuell relevantesten Konzepte für die Wärmeerzeugung: die Wärmepumpe als zukunftsorientierte Lösung für emissionsfreies Heizen – und die Hybridlösung als vermeintlich pragmatischer Kompromiss. Ziel ist es, Entscheidern in der Immobilienwirtschaft eine fundierte, praxisnahe Einschätzung zu ermöglichen: Welche Lösung passt zu welchem Bestand? Und wo liegen die Fallstricke? 

 

Der strategische Druck wächst – und mit ihm die Unsicherheit 

Kaum ein Gesetz hat die Immobilienwirtschaft in den letzten Jahren so beschäftigt wie das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG). Die Diskussion über das sogenannte Heizungsgesetz hat viele Eigentümer verunsichert – und gleichzeitig die Dringlichkeit deutlich gemacht: Es wird kein Zurück mehr geben zu einem wärmeversorgungstechnischen „Weiter so“. Der Ausstieg aus fossilen Energien ist politisch beschlossen und regulatorisch in Umsetzung. 

Doch was bedeutet das konkret? Ab dem Jahr 2024 müssen neu installierte Heizsysteme – je nach Wärmeplanung der Kommune – mindestens 65 % erneuerbare Energien einsetzen. Das betrifft nicht nur Neubauten, sondern schrittweise auch den Bestand. Wer also heute in eine neue Heizung investiert, muss sicherstellen, dass diese nicht nur effizient, sondern auch zukunftssicher ist. Gerade für Portfoliobesitzer ist das eine Herausforderung – nicht nur aus technischer, sondern auch aus finanzieller und organisatorischer Sicht. 

 

Wärmepumpen: Effizienzwunder oder teurer Irrtum? 

Die Wärmepumpe gilt vielerorts als die zentrale Lösung der Wärmewende. Sie nutzt Umgebungswärme – aus Luft, Erde oder Wasser – und wandelt sie über ein elektrisches System in Heizwärme um. Das klingt effizient, nachhaltig und technisch überzeugend. Und tatsächlich kann die Wärmepumpe unter den richtigen Voraussetzungen enorme Vorteile bieten: niedrige Betriebskosten, geringe Emissionen und die Möglichkeit, den Primärenergiefaktor deutlich zu verbessern. 

Doch diese Vorteile sind nicht überall abrufbar. Denn Wärmepumpen funktionieren nur dann optimal, wenn die baulichen Voraussetzungen stimmen – insbesondere die Dämmung und die Heizflächentemperaturen. In schlecht sanierten Gebäuden mit alten Radiatoren und hohen Vorlauftemperaturen kann die Effizienz schnell dramatisch einbrechen. Was dann bleibt, sind hohe Stromkosten und unzufriedene Nutzer. 

Hinzu kommen technische Fragen: Ist ausreichend Platz für eine 

Erdwärmepumpe vorhanden? Ist die Geräuschentwicklung einer 

Luftwärmepumpe mit dem Standort vereinbar? Lässt sich die Stromversorgung sicherstellen – auch bei höheren Bedarfen? All das sind Aspekte, die frühzeitig geklärt werden müssen. Andernfalls wird aus dem Versprechen der klimafreundlichen Heizlösung schnell ein wirtschaftlicher Fehlgriff. 

 

Hybridlösungen: Die Brückentechnologie mit Verfallsdatum? 

Hybridheizungen kombinieren klassische fossile Systeme – meist Gas – mit erneuerbaren Elementen wie Wärmepumpen oder Solarthermie. Ziel ist es, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig Investitionen zu strecken. Auf dem Papier klingt das verlockend: Man nutzt bestehende Infrastrukturen weiter, ergänzt sie um regenerative Komponenten und erfüllt so – zumindest vorübergehend – die 65%-Regel des GEG. 

In der Praxis jedoch zeigen sich schnell die Grenzen. Hybridlösungen sind oft technisch komplex, wartungsintensiv und schwer zu optimieren. Zudem erzeugen sie häufig ein falsches Gefühl von Sicherheit. Denn auch wenn ein Gebäude heute mit einem Hybridsystem ausgestattet ist, kann es sein, dass in fünf oder zehn Jahren ein vollständiger Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie nötig wird – sei es durch neue Gesetze oder steigende CO₂-Preise. 

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Hybridlösungen selten wirklich emissionsfrei sind. Sie verschieben das Problem, lösen es aber nicht. Wer also heute in ein hybrides Heizsystem investiert, muss sich bewusst sein, dass er damit nur Zeit kauft – keine dauerhafte Lösung. 

 

Die Portfolio-Perspektive: Einzelfalldenken reicht nicht mehr 

Für Eigentümer großer Bestände ist der Blick auf Einzelgebäude zu kurz gedacht. Strategische Entscheidungen zur Wärmeerzeugung müssen auf Portfolioebene getroffen werden. Denn nicht jedes Gebäude eignet sich für jede Technik – und nicht jede Investition ist wirtschaftlich sinnvoll. Hier kommt es auf eine fundierte Analyse an: Welche Gebäude lassen sich mit vertretbarem Aufwand auf Wärmepumpe umrüsten? Wo lohnt sich ein Zwischenschritt mit hybriden Systemen – und wo ist eine tiefgreifende Sanierung unvermeidbar? 

Entscheidend ist: Es braucht eine übergreifende Strategie, die technische, wirtschaftliche und regulatorische Aspekte integriert. Nur so lassen sich Sanierungszyklen, Investitionspläne und ESG-Vorgaben sinnvoll aufeinander abstimmen. Ohne diese strategische Klammer drohen ineffiziente Parallelstrukturen, verpasste Förderchancen und unnötige Mehrkosten. 

 

Förderlandschaft, CO₂-Preise, ESG-Ratings – was heute zählt 

Ein weiterer Punkt, der in der Praxis oft unterschätzt wird, ist die wirtschaftliche Bewertung von Heiztechnologien im Zusammenspiel mit der Förderlandschaft. 

Wer heute auf Wärmepumpe setzt, kann auf attraktive Zuschüsse aus dem BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) hoffen – vorausgesetzt, das Gesamtkonzept stimmt. Auch steuerliche Vorteile und zinsgünstige Kredite stehen zur Verfügung. 

Gleichzeitig steigen die Preise für CO₂-Zertifikate kontinuierlich – was fossiles 

Heizen zunehmend unattraktiv macht. Schon heute zahlen viele 

Immobilienunternehmen mehrere Tausend Euro pro Jahr allein für die 

Emissionen ihrer Bestände. In einem stark regulierten ESG-Umfeld, in dem 

CO₂-Kennzahlen und Energieeffizienzklassen direkt in die Bewertung von Immobilien einfließen, wird Heizen zum Risikofaktor – oder zum Wettbewerbsvorteil. 

Wer heute proaktiv handelt, kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch seine ESG-Ratings verbessern und sich besser für Ausschreibungen und Investoren positionieren. Das gilt besonders für kleinere Wohnungsgenossenschaften ohne eigene ESG-Abteilung: Hier ersetzt eine gute Beratung und ein solides Wärmekonzept das fehlende Inhouse-Team. 

 

Fazit: Wärmewende mit Weitsicht – was jetzt zu tun ist 

Der technologische Wandel beim Heizen ist unausweichlich. Doch statt auf die eine richtige Lösung zu warten, braucht es jetzt differenzierte Strategien. Wärmepumpen sind ein zukunftsfähiger Baustein – aber nicht überall die erste Wahl. Hybridlösungen bieten Flexibilität – aber keine langfristige Sicherheit. Wer heute investiert, muss morgen nicht teuer nachbessern – vorausgesetzt, die Entscheidung basiert auf Daten, Erfahrung und einem klaren Zielbild. 

Für Entscheider aus der Immobilienwirtschaft heißt das: Nicht länger reagieren – sondern gestalten. Wer bereit ist, neue Wege zu gehen, wird mit stabilen Betriebskosten, erfüllten ESG-Zielen und zufriedenen Stakeholdern belohnt. 

Termin im Kalender für Strategiecall buchen – und herausfinden, welche Lösung zu Ihrem Portfolio passt. 


Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

Markus Schiemann

Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

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