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Zukunft der Immobilien: Energieautarke Gebäude

September 01, 20253 min read

100 % autark – Utopie oder Realität?

Die Idee eines Gebäudes, das sich komplett selbst mit Energie versorgt – ohne Netzanschluss, ohne externe Stromlieferung, unabhängig von Schwankungen am Markt – klingt verlockend. Fast utopisch. Doch immer mehr Projekte zeigen: Die technische Machbarkeit ist längst da. Was fehlt, ist meist eine wirtschaftlich durchdachte Strategie. Denn so sehr Photovoltaik, Batteriespeicher, Wärmepumpen und intelligente Steuerungen auf dem Vormarsch sind – eine autarke Immobilie fällt nicht vom Himmel.

Für Entscheider mit größeren Portfolios stellt sich daher nicht die Frage ob, sondern wie viel Autarkie sich lohnt. Genau das ist der Kern dieses Artikels: eine realistische Einordnung – zwischen visionärem Anspruch und betriebswirtschaftlicher Bodenhaftung.

Was bedeutet eigentlich „energieautark“?

Im Alltag wird der Begriff inflationär verwendet. Doch vollständig energieautark heißt: Ein Gebäude deckt zu jedem Zeitpunkt seinen Strom- und Wärmebedarf selbst – auch im Winter, bei Dunkelheit, bei extremen Witterungsbedingungen. Ohne Rückgriff auf das öffentliche Netz. Technisch ist das möglich – wirtschaftlich oft nicht sinnvoll. Viel relevanter ist daher: die Autarkiequote. Also der Anteil des Eigenverbrauchs an der Gesamtversorgung. Schon bei 60–70 % sprechen viele Experten von „hoher Autarkie“.

Wichtig: Autarkie ist kein Selbstzweck. Sie ist ein strategisches Mittel – zur Kostenstabilität, Risikoreduktion, ESG-Positionierung und Aufwertung von Immobilien.

Warum das Thema gerade jetzt Fahrt aufnimmt

2025 zeigt sich deutlich: Energiepreise bleiben volatil. Förderprogramme richten sich gezielt auf dezentrale Versorgung. Und: ESG-Ratings gewichten Eigenversorgungsanteile stärker als noch vor einem Jahr.

Hinzu kommt ein sich wandelndes Nutzerverhalten. Gewerbemieter, aber auch Wohnungsgesellschaften, erwarten zunehmend konkrete Energie- und Nachhaltigkeitsstrategien. Eine Immobilie, die nur „Strom aus der Steckdose“ bietet, hat es künftig schwerer am Markt.

Für Eigentümer bedeutet das: Wer heute in Autarkie investiert, investiert nicht nur in Technik, sondern in Marktfähigkeit.

Was technisch möglich ist – und wo die Grenzen liegen

Ein typisches Bestandsgebäude lässt sich heute mit PV-Anlage, Wärmepumpe, Batteriespeicher und smartem Energiemanagement-System auf bis zu 60 % Autarkie bringen. Bei Neubauten sind – abhängig vom Standort – sogar bis zu 85 % drin.

Doch: Der letzte Schritt zur 100 %-Autarkie ist der teuerste. Denn er bedeutet Überdimensionierung von Speichern, Redundanzsysteme, Backup-Technologien. Wirtschaftlich sinnvoll ist das nur in wenigen Fällen – etwa bei Inselanlagen oder Sondernutzungen.

Die zentrale Herausforderung lautet daher: Wie lässt sich das Optimum aus Autarkie, Wirtschaftlichkeit und ESG-Zielen herausholen?

Drei Modelle – drei Realitäten

Beispiel 1: Ein Eigentümer mit 25 Wohngebäuden setzt auf modulare Nachrüstung. Jede Immobilie erhält eine PV-Anlage und ein kleines Speichersystem. Die Autarkiequote steigt auf 40 %. Der Vorteil: Skalierbarkeit und sofortige Kostensenkung.

Beispiel 2: Ein Projektentwickler plant ein energieautarkes Quartier. Hier wird die komplette Energieversorgung über zentrale Speicher und eine kombinierte PV-Wärmepumpenlösung organisiert. Die Autarkie liegt bei 75 %. Die ESG-Strategie überzeugt Investoren und senkt die Kapitalbeschaffungskosten.

Beispiel 3: Eine Genossenschaft testet ein Pilotgebäude mit 100 %-Autarkie. Ergebnis: Technisch machbar, aber wirtschaftlich grenzwertig. Die Erkenntnis: Es braucht eine abgestufte Strategie, nicht den All-in-Ansatz.

Förderungen, die Autarkie realistisch machen

Die aktuellen BEG- und KfW-Programme bieten gezielte Zuschüsse für PV, Speicher und Effizienzmaßnahmen. Besonders interessant: Kombinationen aus Mieterstrom, Eigenverbrauch und steuerlicher Förderung. Wer klug kombiniert, kann Investitionskosten um bis zu 40 % senken – und gleichzeitig ESG-Punkte sammeln.

Aber Achtung: Viele Programme erfordern strukturierte Nachweise, technische Auslegungen und Monitoringkonzepte. Wer hier zu spät oder unkoordiniert handelt, verliert nicht nur Geld, sondern auch Zeit.

Was ESG mit Autarkie zu tun hat

Die Taxonomie-Vorgaben der EU machen deutlich: Autarkie ist kein „Nice to have“, sondern Teil der Dekarbonisierungsstrategie. Gebäude mit hoher Eigenversorgungsquote punkten gleich mehrfach: in der Bewertung, bei der Finanzierung und im Wettbewerb.

Für ESG-Manager bedeutet das: Autarkie muss als Indikator in die strategische Planung einfließen – mit klarer Dokumentation und messbaren Zielen.

Fazit: Nicht träumen, sondern rechnen

Energieautarkie ist keine Utopie mehr. Aber auch kein Allheilmittel. Die entscheidende Frage lautet: Wie viel Autarkie passt zu welchem Objekt? Und wie kann sie wirtschaftlich sinnvoll realisiert werden?

Wer heute die richtigen Weichen stellt – technologisch, strategisch und förderseitig – verschafft sich nicht nur einen ESG-Vorteil. Sondern vor allem: Planungssicherheit, niedrigere Betriebskosten und eine bessere Marktposition.

Die ersten Schritte sind machbar: Bestandsaufnahme, Potenzialanalyse, Förderstrategie. Was es braucht, ist keine Revolution – sondern ein kluger Fahrplan.

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Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

Markus Schiemann

Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

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