Kaltmiete erhöhen, energieeffiziente Gebäude

Höhere Kaltmieten durch niedrigere Nebenkosten

July 07, 20255 min read

Ein neues Gleichgewicht: Warum Nebenkosten heute über Kaltmieten entscheiden

Noch immer richten viele Immobilieneigentümer ihren Fokus auf die Kaltmiete. Sie ist im Mietvertrag fixiert, Grundlage für Renditeberechnungen und steuerlich relevant. Doch für Mieter ist sie nur ein Teil der Wahrheit. Entscheidend ist, was am Monatsende das Konto verlässt – und das ist die Warmmiete.

Genau hier beginnt ein neues strategisches Denken: Eigentümer, die die Nebenkosten systematisch senken, schaffen sich wirtschaftliche Spielräume für höhere Kaltmieten. Und zwar, ohne die Gesamtbelastung der Mieter zu erhöhen. Das bedeutet: Energieeffizienz wird nicht nur zur ökologischen Pflicht, sondern zum ökonomischen Hebel.

Diese Logik gewinnt an Bedeutung, weil sich die Betriebskosten in den letzten Jahren stark verändert haben. Strompreise, Heizkosten und Gebühren für Wärme- und Wasserverbrauch sind gestiegen. In vielen Fällen haben sie sich zur eigentlichen finanziellen Belastung entwickelt – und zur neuen Benchmark bei der Wohnungssuche.

Warmmiete schlägt Kaltmiete: Die neue Vergleichsgröße für Mieter

In klassischen Mietvergleichen steht meist die Kaltmiete im Vordergrund. Doch in der Praxis vergleichen Mieter längst anders. Die Frage lautet nicht mehr: Wie viel zahle ich pro Quadratmeter Miete? Sondern: Wie hoch ist meine monatliche Gesamtbelastung – inklusive Nebenkosten?

Ein energetisch unsaniertes Gebäude mag im ersten Moment mit niedriger Kaltmiete überzeugen. Wenn jedoch alte Fenster, eine ineffiziente Heizung und schlechte Dämmung zu enormen Heizkosten führen, kehrt sich der Vorteil ins Gegenteil. Umgekehrt können Eigentümer, die in Effizienz investieren, höhere Grundmieten verlangen – weil die Warmmiete vergleichbar bleibt oder sogar günstiger wird.

Ein Beispiel verdeutlicht das Prinzip. In einem Gebäude mit energetischem Standard aus den 1980ern beträgt die Kaltmiete 7 €/m². Die Nebenkosten liegen bei rund 3,50 €/m² – ergibt eine Warmmiete von 10,50 €/m². Im gleichen Quartier wurde ein Gebäude vollständig energetisch modernisiert. Die Kaltmiete liegt bei 8,50 €/m², die Nebenkosten bei nur 2 €/m² – ebenfalls eine Warmmiete von 10,50 €/m². Die Belastung für den Mieter ist identisch, doch der Eigentümer erzielt eine höhere Einnahme – auf der Basis eines effizienteren, nachhaltigen Gebäudes.

Strategische Mieterhöhung: Warum Effizienzinvestitionen wirtschaftlich tragfähig sind

Die Frage nach der Miethöhe ist in vielen Märkten sensibel. Steigende Preise, Wohnraummangel und politische Debatten über Mietendeckel machen Anpassungen schwierig. Doch energetische Modernisierungen bieten einen legitimen Rahmen für Mietveränderungen – wenn sie nachweislich zur Entlastung führen.

Es geht nicht um eine kurzfristige Renditemaximierung. Sondern um ein nachhaltiges Modell, bei dem Eigentümer Investitionen in Technik, Dämmung oder Regelungstechnik mit einem stabilen, sozial verträglichen Mietertrag verbinden. Eine transparente Kommunikation mit den Mietern, belastbare Verbrauchsdaten und das Vertrauen, dass Einsparungen nicht nur versprochen, sondern auch geliefert werden, sind hier entscheidend.

Genau deshalb setzen immer mehr Eigentümer auf digitale Verbrauchserfassung, automatisierte Monitoring-Systeme und energetische Quartierskonzepte, die sichtbar machen, was früher verborgen war: Wo Energie eingespart wird, entsteht nicht nur Umweltwirkung, sondern finanzieller Spielraum – für Mieter und Vermieter zugleich.

Vom Kostentreiber zum Renditeinstrument: Die neue Rolle der Energieeffizienz

Energieeffizienz galt lange als Kostenfaktor. Aufwendige Sanierungen, komplexe Förderanträge, technische Herausforderungen. Doch diese Sicht greift zu kurz. Denn jede Investition in Energieeffizienz bringt nicht nur langfristige Einsparungen – sie ermöglicht zusätzliche Einnahmen, indem sie strukturell Mietspielräume schafft.

Im Prinzip ändert sich die betriebswirtschaftliche Logik: Sanierungen rechnen sich nicht allein durch geringere Heizkosten, sondern durch eine nachhaltig erhöhte Kaltmiete, die wirtschaftlich und sozial vertretbar ist. Diese Kaltmiete bleibt auch dann stabil, wenn Energiepreise wieder steigen – denn der Verbrauch bleibt niedrig.

Damit wird Energieeffizienz zum Renditeinstrument. Sie reduziert Betriebskosten, verbessert den Gebäudewert, erhöht die Attraktivität für Mieter und stabilisiert die Einnahmenbasis – auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Wertschöpfung für ESG, Finanzierung und Portfoliosteuerung

Für Eigentümer mit ESG-Verpflichtungen wird dieser Effekt noch deutlicher. Denn effiziente Gebäude punkten nicht nur bei Mietern, sondern auch in den Nachhaltigkeitsbewertungen institutioneller Investoren. CO₂-Einsparungen, bessere Energieausweise, niedrigere Verbräuche: All das zahlt auf ESG-Ziele ein – und öffnet den Zugang zu Förderungen, Green Loans oder verbesserten Finanzierungskonditionen.

Gleichzeitig lassen sich Portfolios gezielter steuern. Wer weiß, welche Gebäude welchen Verbrauch haben, wo sich Sanierungen lohnen und wie sich das auf die Mieterträge auswirkt, kann mit belastbaren Daten arbeiten – nicht mit Schätzungen. Das ist relevant für interne Steuerung, externe Kommunikation und strategische Planung gleichermaßen.

Praxisbeispiel: Mehr Einnahmen durch Modernisierung in der Fläche

Ein kommunales Wohnungsunternehmen in Süddeutschland verwaltete rund 2.500 Wohneinheiten, überwiegend aus den 1960er und 1970er Jahren. Die Warmmieten waren vergleichsweise niedrig, die Nebenkosten hoch – insbesondere durch veraltete Heiztechnik und fehlende Dämmung.

Im Rahmen eines Modernisierungsprogramms wurden 300 Einheiten energetisch ertüchtigt – mit neuen Fenstern, gedämmter Fassade und einer Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik. Die Kaltmieten stiegen um rund 1,50 €/m². Gleichzeitig sanken die Heizkosten um durchschnittlich 45 %. Die Mieter blieben – und profitierten. Die Warmmiete blieb nahezu konstant.

Für die Genossenschaft bedeutete das: Höhere Einnahmen, bessere ESG-Kennzahlen und eine deutlich gestiegene Mieterzufriedenheit. Das Modell wurde auf weitere Gebäude übertragen – mit identischen Effekten.

Blick nach vorn: Warum sich der Blick auf die Warmmiete lohnt

Die meisten Mietverträge differenzieren strikt zwischen Kaltmiete und Nebenkosten. Doch in der strategischen Steuerung empfiehlt sich ein Umdenken. Die Warmmiete wird zur Steuerungsgröße – sowohl im Dialog mit Mietern als auch bei der internen Finanzplanung.

Denn sie bildet ab, was tatsächlich relevant ist: die reale Belastung für die Nutzer und den finanziellen Gestaltungsspielraum für Eigentümer. Wer diese Kennzahl im Blick hat, erkennt schneller, wo Modernisierungspotenzial liegt, wo sich Investitionen lohnen und wie sich Renditeeffekte langfristig sichern lassen.

Fazit: Energieeffizienz schafft Einnahmen – ohne Mieter zu belasten

Die energetische Sanierung von Gebäuden ist kein Luxus. Sie ist ein strategisches Mittel, um Bestände wirtschaftlich, sozial und ökologisch tragfähig zu entwickeln.

Wer in effiziente Technik, Dämmung oder smarte Steuerung investiert, reduziert nicht nur Emissionen – er erhöht auch die wirtschaftliche Nutzbarkeit seiner Immobilie.

Denn dort, wo Nebenkosten sinken, entstehen Spielräume für höhere Kaltmieten. Nicht im Konflikt mit den Mietern, sondern im Gleichklang mit sinkenden Energiekosten.

Genau das macht Energieeffizienz zu einem tragfähigen Geschäftsmodell – und zu einem zentralen Hebel für alle, die ihre Immobilien zukunftsfähig aufstellen wollen.

Jetzt Termin im Kalender für Strategiecall buchen – und gemeinsam prüfen, wie sich Energieeffizienz auch in Ihrem Bestand konkret auszahlt.


Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

Markus Schiemann

Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

LinkedIn logo icon
Back to Blog