
Mieterstrommodelle als Chance für Eigentümer
Warum Mieterstrom gerade jetzt relevant ist
Die Energiewende ist längst im Gebäudebestand angekommen – nicht nur als ökologische Notwendigkeit, sondern als ökonomische Herausforderung. Während Neubauten immer effizienter werden, stellt sich im Bestand oft eine andere Frage: Wie lassen sich bestehende Gebäude energetisch sinnvoll nachrüsten – ohne die Wirtschaftlichkeit aus dem Blick zu verlieren?
Photovoltaik ist hier ein naheliegender Baustein. Doch viele Eigentümer schöpfen das Potenzial nicht aus. Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist oder lediglich für Allgemeinverbrauch (z. B. Treppenhaus, Keller, Technikräume) genutzt. Der größte Hebel – der Eigenverbrauch über Mieterstrommodelle – bleibt oft ungenutzt.
Dabei liegt genau hier ein strategischer Vorteil: Wer den Strom direkt an Mieter weitergibt, steigert nicht nur die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage, sondern erschließt gleichzeitig eine neue Einnahmequelle – ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.
Was Mieterstrom eigentlich bedeutet
Im Kern ist Mieterstrom ein einfaches Konzept: Der Strom, der z. B. durch eine PV-Anlage auf dem Dach erzeugt wird, wird nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern innerhalb des Gebäudes an die Nutzer weitergegeben – also direkt an die Mieter.
Das Modell ist gesetzlich im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt und sieht unter bestimmten Voraussetzungen eine Förderung pro erzeugter Kilowattstunde vor. Diese Förderung soll den Anreiz stärken, lokal erzeugten und lokal verbrauchten Strom zu etablieren – also einen dezentralen Strommarkt, der Netzbelastung vermeidet und gleichzeitig Versorgungssicherheit schafft.
Die Voraussetzungen sind allerdings klar geregelt:
Erzeugung und Verbrauch müssen innerhalb desselben Gebäudes erfolgen.
Der Strom darf nicht durch das öffentliche Netz geleitet werden.
Es muss einen Betreiber geben, der für die Organisation des Mieterstroms verantwortlich ist – z. B. die Eigentümergesellschaft oder ein externer Dienstleister.
Warum sich Mieterstrom wirtschaftlich lohnt
Viele Immobilienunternehmen betrachten PV-Anlagen bisher als Maßnahme zur Kostenneutralität im Allgemeinstrombereich oder zur symbolischen ESG-Ausrichtung. Doch Mieterstrom ist kein ideologisches Thema – sondern ein wirtschaftlich interessantes Modell.
Der große Vorteil: Der Strom wird dort verbraucht, wo er erzeugt wird. Dadurch entfällt nicht nur die Einspeisung zu niedrigeren Vergütungssätzen, sondern es entstehen:
Zusatzeinnahmen durch den Stromverkauf an Mieter,
eine höhere Eigenverbrauchsquote, die die Amortisation der Anlage beschleunigt,
ein messbarer ESG-Effekt für Reporting und Finanzierung.
Besonders spannend wird das Modell, wenn weitere Stromverbraucher integriert werden – etwa Wärmepumpen, E-Ladestationen oder Smart-Home-Anwendungen. Dadurch steigt der Eigenverbrauch weiter – und mit ihm der wirtschaftliche Effekt der PV-Anlage.
Rechtliche und technische Herausforderungen – lösbar mit Partnern
Es wäre falsch, Mieterstrom als unkompliziertes Plug-and-Play-Modell zu vermarkten. Die Umsetzung erfordert Know-how, insbesondere in rechtlicher und technischer Hinsicht. Typische Herausforderungen sind:
Abrechnung mit mehreren Parteien (pro Wohneinheit)
Messkonzepte, die den Eigenverbrauch korrekt erfassen
Energiewirtschaftliche Pflichten, wenn der Eigentümer als Stromlieferant auftritt
Diese Aufgaben schrecken viele Unternehmen ab – zu Unrecht. Denn inzwischen gibt es spezialisierte Dienstleister, die genau diesen Prozess übernehmen: von der technischen Auslegung über die Vertragsgestaltung bis zur Abrechnung mit den Mietern.
Das Ergebnis: Der Eigentümer bleibt in seiner Rolle – übernimmt keine zusätzlichen Risiken – und profitiert trotzdem wirtschaftlich von der PV-Anlage.
Fallbeispiel: Von der Einspeisung zum Geschäftsmodell
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine private Wohnungsgenossenschaft mit rund 400 Einheiten in Nordrhein-Westfalen installierte 2020 auf acht Gebäuden PV-Anlagen, um den Allgemeinstrombedarf zu decken. Die Einspeisung erfolgte zum damaligen Standardtarif – ohne aktive Mieterbeteiligung.
2022 entschied sich die Geschäftsführung zur Umstellung auf Mieterstrom – mit externer Unterstützung. Die neuen Verträge wurden transparent kommuniziert, die Abrechnung digitalisiert, ein einfacher Wechselprozess für die Mieter eingerichtet.
Nach einem Jahr zeigt sich:
Über 65 % der Mieter nutzen den Mieterstrom – meist günstiger als der Grundversorger.
Die Genossenschaft erwirtschaftet jährlich über 18.000 € zusätzlich durch Stromverkauf.
Die PV-Anlagen amortisieren sich rund zwei Jahre früher als ursprünglich geplant.
Das ESG-Rating der Genossenschaft wurde im Bankgespräch nachweislich verbessert.
Ein Projekt, das ursprünglich rein technischer Natur war, hat sich damit zu einem wirtschaftlichen Geschäftsmodell mit sozialer Komponente entwickelt.
Für wen sich Mieterstrom besonders lohnt
Nicht jedes Gebäude ist für Mieterstrom geeignet – aber viele Portfolios beinhalten ungenutztes Potenzial. Besonders lohnend ist das Modell für:
Mehrfamilienhäuser ab ca. 10 Einheiten, insbesondere mit langer Mietdauer und stabilem Mieterbestand
Neubauten, die ohnehin mit PV ausgestattet werden müssen
Siedlungs- oder Quartiersstrukturen, bei denen mehrere Dächer gemeinsam genutzt werden können
Wohnungsunternehmen, die sich im ESG-Rating verbessern möchten, aber keine CO₂-intensiven Maßnahmen umsetzen können
Genossenschaften, die Einnahmenquellen diversifizieren und gleichzeitig ihre Mitglieder entlasten möchten
Wie Mieterstrom den ESG-Faktor verbessert
Neben der Wirtschaftlichkeit ist Mieterstrom auch aus ESG-Perspektive ein klarer Pluspunkt:
E wie Umwelt: Reduktion des CO₂-Ausstoßes durch lokal erzeugten Strom
S wie Soziales: Günstiger Strom für Mieter, Beitrag zur Energiearmutsbekämpfung
G wie Governance: Transparente Kommunikation, langfristige Vertragsmodelle, verlässliche Anbieter
Vor allem Banken und Investoren erkennen zunehmend die Relevanz solcher Maßnahmen im Rahmen der EU-Taxonomie oder der Sustainable Finance-Richtlinien. Wer hier aktiv wird, verbessert seine Bewertung – ohne zusätzliche Emissionen „einkaufen“ zu müssen.
Zukunftsperspektiven: Mieterstrom wird Teil der Energiewirtschaft
Mieterstrom ist kein Übergangsmodell – es ist ein fester Bestandteil der zukünftigen Energielandschaft. Warum?
Weil die Energiepreise langfristig volatil bleiben.
Weil die Stromnachfrage durch Wärmepumpen und E-Mobilität weiter steigen wird.
Und weil dezentrale Lösungen wie Mieterstrom Netzengpässe reduzieren und Versorgungssicherheit erhöhen.
Das bedeutet auch: Die regulatorischen Bedingungen werden sich weiter verbessern. Schon heute ist erkennbar, dass neue Förderinstrumente und rechtliche Klarstellungen (z. B. zur Rolle von Contractoren) auf dem Weg sind – Mieterstrom wird einfacher, wirtschaftlicher und flexibler.
Fazit: Mieterstrommodelle verdienen strategische Aufmerksamkeit
Was bislang als „zu kompliziert“ oder „nur für Großprojekte geeignet“ galt, ist in Wahrheit ein wirtschaftlich tragfähiges, regulatorisch förderfähiges und ESG-wirksames Geschäftsmodell.
Gerade in Bestandsportfolios mit PV-Potenzial liegen hier Zusatzeinnahmen von mehreren tausend Euro pro Jahr und Gebäude ungenutzt auf dem Dach.
Wer Mieterstrom strategisch angeht – mit Partnern, klaren Prozessen und realistischen Erwartungen – erschließt neue Erlösquellen, steigert den Eigenverbrauch und stärkt gleichzeitig seine ESG-Positionierung.
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