Eigenstrom statt teurer Netzstrom

Energiekosten senken: Eigenstromproduktion für Immobilien – Solarstrom richtig nutzen

June 02, 20255 min read

Der Ruf nach wirtschaftlich tragfähigen Lösungen zur Dekarbonisierung wird lauter – und lauter wird auch die Einsicht, dass ein Verweis auf zukünftige Technologien keine Strategie ersetzt. Für viele Entscheider in der Immobilienwirtschaft stellt sich die Frage, wie man kurzfristig Kosten senken, mittel- bis langfristig CO₂-Emissionen reduzieren und gleichzeitig regulatorischen Anforderungen gerecht werden kann – ohne sich dabei zu verzetteln. Eine Antwort darauf lautet: Eigenstromproduktion.

Was lange Zeit unter dem Stichwort „Photovoltaik“ als Imageprojekt galt oder als schwer kalkulierbare Investition abgetan wurde, entwickelt sich zunehmend zu einem wirtschaftlich relevanten Baustein innerhalb energetischer Sanierungsstrategien. Wer mehrere Immobilien verantwortet – sei es als Asset-Manager, Geschäftsführer einer Wohnungsgenossenschaft oder Eigentümer eines gewerblichen Portfolios – kommt nicht mehr daran vorbei, das Thema Solarstrom ganzheitlich zu bewerten.

Der Einsatz von Photovoltaik ist dabei nicht nur ein ökologisches Bekenntnis. Es geht um Zahlen, Betriebskosten und Eigenverbrauchsquoten – um Investitionsrenditen und Risikominimierung. Denn während Strompreise an der Börse volatil bleiben und CO₂-Bepreisungen weiter steigen, schafft Eigenstrom Berechenbarkeit – und die ist für Immobiliengesellschaften heute wertvoller denn je.

Zwischen Förderwille und Realwirtschaft: Die neue Rolle von Solarstrom

Viele Entscheider haben Solarstrom lange als netten Zusatz zur energetischen Sanierung betrachtet – als grünes Feigenblatt im ESG-Reporting oder als Element, das sich eher für Einfamilienhäuser eignet als für komplexe Portfolios. Dabei ist die Technologie längst wirtschaftlich tragfähig – nicht nur durch Förderungen, sondern durch die reine Kosten-Nutzen-Rechnung.

Die Systemkosten für Photovoltaik sind in den letzten zehn Jahren um bis zu 80 Prozent gesunken. Parallel dazu steigen die Strompreise kontinuierlich – Tendenz: volatil auf hohem Niveau. Diese Schere macht Eigenstromproduktion zu einem betriebswirtschaftlich messbaren Vorteil. Und das unabhängig von der Größe eines Portfolios: Ob 15 Wohneinheiten oder 50 Gewerbeeinheiten – der Hebel liegt in der Reduzierung des Netzstrombezugs und der Stabilisierung der Betriebskosten.

Doch die Realität zeigt: Viele Unternehmen zögern, weil sie den Umstieg als zu komplex empfinden. Förderbedingungen ändern sich, technische Anforderungen wirken undurchsichtig, und häufig fehlt es an internem Know-how, um Chancen valide zu bewerten. Genau hier braucht es Klarheit: Wie funktioniert ein wirtschaftlich sinnvoller Einstieg in die Eigenstromproduktion?

Wirtschaftlichkeit statt Idealismus: Was sich wirklich lohnt

Der wirtschaftliche Erfolg einer PV-Anlage hängt nicht davon ab, wie viel Sonnenlicht ein Gebäude abbekommt. Entscheidend sind vielmehr drei Parameter: Eigenverbrauchsquote, Netzbezugspreis und Investitionsstruktur.

Die Eigenverbrauchsquote beschreibt den Anteil des erzeugten Stroms, der direkt im Gebäude verbraucht wird. Je höher dieser Anteil, desto stärker fällt die wirtschaftliche Entlastung aus. Denn: Der selbst erzeugte Strom ersetzt teuren Netzstrom – und das ohne Steuern, Netzentgelte oder Umlagen.

Die meisten Missverständnisse entstehen bei der Annahme, man müsse den kompletten Strombedarf decken, damit sich eine Anlage lohnt. Tatsächlich ist es oft wirtschaftlicher, nur 30 bis 50 Prozent des Bedarfs durch Eigenstrom zu decken – dafür aber konstant und zuverlässig. Überschüssiger Strom kann eingespeist oder über Mieterstrommodelle weitergegeben werden.

Hinzu kommt: Auch kleinere PV-Anlagen erzielen heute Amortisationszeiten zwischen acht und zwölf Jahren – je nach Standort und Nutzungskonzept. In Zeiten steigender Energiepreise ist das ein realistischer Planungshorizont. Entscheidend ist, das Projekt strategisch anzugehen – als Teil der Gesamtstrategie, nicht als Einzelmaßnahme.

Mieterstrom, Gewerbestrom, Speicher – was ist Pflicht, was ist Kür?

Rund um das Thema PV-Konzepte ranken sich viele Mythen. Besonders häufig begegnet man zwei Fragen: Muss ich Mieterstrom anbieten? Und brauche ich einen Speicher, damit sich die Anlage lohnt?

Die kurze Antwort lautet in beiden Fällen: nein – zumindest nicht zwingend. Mieterstrommodelle können wirtschaftlich sinnvoll sein, sie erhöhen jedoch den bürokratischen Aufwand und erfordern klare Prozesse. Wer als Eigentümer jedoch ausschließlich den Allgemeinstrom (z. B. für Treppenhaus, Keller oder Wärmepumpen) mit Eigenstrom abdeckt, kann bereits heute eine relevante Kostenentlastung erzielen – ganz ohne Beteiligung der Mieter.

Auch Speicher sind in vielen Fällen eher Ergänzung als Grundlage. Sie erhöhen die Autarkie, sind jedoch mit hohen Zusatzkosten verbunden. Für viele Bestände gilt: Eine wirtschaftlich optimierte PV-Anlage ohne Speicher bringt zunächst den größten Hebel. Speicherlösungen lassen sich später nachrüsten, wenn Strompreise oder Nutzungsprofile es erfordern.

Operative Umsetzung: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist

Wer mit PV starten will, sollte nicht auf die nächste Förderperiode warten. Denn während Programme wie das BEG weiterhin attraktiv sind, zählt vor allem eines: Zeit. Jeder Monat, in dem eine Immobilie Strom aus dem Netz bezieht, kostet – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die technische Umsetzung ist heute standardisiert. Gute Anbieter liefern Komplettpakete: von der Potenzialanalyse über die Anlagendimensionierung bis zur Inbetriebnahme. Auch Ausschreibungen lassen sich heute softwaregestützt organisieren, was insbesondere für kleinere Wohnungsunternehmen ohne großes technisches Team ein Vorteil ist.

Wichtig ist dabei, die Gebäude systematisch zu analysieren: Welche Dächer bieten Potenzial? Welche Lastprofile passen zu PV? Welche Stromverbräuche lassen sich bündeln oder verschieben? Eine solche Analyse sollte nicht isoliert erfolgen, sondern immer im Zusammenhang mit der Gesamtstrategie – auch im Hinblick auf Wärmepumpen, E-Mobilität oder Smart Metering.

ESG, Taxonomie & Co.: Solarstrom als strategisches Argument

Neben dem betriebswirtschaftlichen Nutzen gewinnt Eigenstrom zunehmend Bedeutung im Kontext von ESG-Strategien. Denn: Photovoltaik hat direkten Einfluss auf Energiekennwerte, CO₂-Bilanzen und Primärenergiebedarf. Diese wiederum sind zentrale Kennzahlen in Nachhaltigkeitsberichten, in der Kommunikation mit Investoren – und in der Bewertung nach EU-Taxonomie oder SFDR.

Zahlreiche Studien zeigen: Immobilien mit positiver Energie- und Klimabilanz schneiden bei Investoren, Mietern und Behörden besser ab – und sichern sich so Wettbewerbsvorteile. Wer frühzeitig in Solarstrom investiert, schafft nicht nur kurzfristige Entlastung, sondern baut auch Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Portfolios auf.

Gerade für kleinere Wohnungsunternehmen ohne eigene ESG-Abteilung bedeutet das: Eigenstrom ist nicht nur Technik – sondern Strategie.

Fazit: Solarstrom ist kein Trend – sondern Pflichtprogramm mit Rendite

Wer heute noch zögert, verschenkt nicht nur wirtschaftliche Potenziale, sondern auch Glaubwürdigkeit. Denn der Wandel der Energielandschaft ist längst Realität – und die Frage lautet nicht mehr, ob man darauf reagiert, sondern wie konsequent.

Eigenstrom ist kein Nebenschauplatz. Er ist ein steuerbares, planbares und vor allem wirtschaftlich nutzbares Instrument in der energetischen Zukunftsfähigkeit von Immobilien.

Ob als Einstieg in die Dekarbonisierung, als Ergänzung zu Wärmepumpen oder als Element zur Mieterbindung – PV-Anlagen bieten ein Maß an Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit, das in vielen Portfolios noch immer unterschätzt wird.

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Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

Markus Schiemann

Bei den ESG-Experts fasziniert mich alles rund um Nachhaltigkeit für Immobilien.

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